Kann man durch einen inneren Monolog einen stillen Dialog mit dem Zuschauer führen? Diese Frage stellt sich das Wunschkonzert, ein stilles, hyperrealistisches Experiment. Der Autor dieses Stücks, oder eher Librettos, Franz Xaver Kroetz, ist ein deutscher Dramatiker, der ungefähr siebzig Schauspielstücke geschrieben hat und zu den herausragendsten Theaterautoren der Gegenwart zählt. In seinen Stücken bildet er auf suggestive Weise Menschen ab, die nicht mehr fähig sind ihre eigene Individualität zu artikulieren; sie sind verletzt und von falschen Illusionen von einer rosigen Zukunft enttäuscht. Auch in diesem Fall ist dem nicht anders. „An einem beliebigen Arbeitstag kehrt Fräulein Rasch nach der Arbeit und nach dem Einkauf so gegen halb sieben nach Hause zurück. Sie betritt ihre Wohnung, sucht nach ihrer Post, findet nur ein Werbeprospekt, nimmt es in die Hand, geht zu der Tür ihres Zimmers, schließt auf und geht rein.“ Dank der klaren dramatischen Vision des Autors verändert sich hier die fade Routine zu etwas nahezu Hypnotischem, wir geraten an einen Punkt, an dem wir uns mit der Frau identifizieren. Obwohl Fräulein Rasch kein Wort sagt, ist sie die Stimme jener Seelen, die sich auch heute verloren, vereinsamt und ziellos fühlen. Konfrontation. Bilanz. Entscheidung. Was bedeutet das? Aber vor allem – warum geschieht das? In der slowakischen Premiere, fünfzig Jahre nach seiner Entstehung, führt bei dem Wunschkonzert Kamila Polívková die Regie.
Vorstellungsdauer: 1 Std. ohne Pausen
Premiere am 11. Februar, 2023