Die Erzählung Der Hund auf der Straße, die 2011 den Leserpreis Anasoft litera erhielt, ist wundervolles, bestechend realistisches, zugleich selbstironisierendes Erzählen über die slowakische Wesensart nicht nur kurz nach der Samtenen Revolution. Pavel Vilikovský fing nämlich mit seinem exakten Auge eines durch die Jahre bewährten und erfahrenen Beobachters die Empfindungen der postkommunistischen Gesellschaft der neunziger Jahre ein, die den Zugang zum Westen erhielt. In einer einfachen Geschichte lernen wir den Redakteur Iks Ypsilon kennen, dessen Aufgabe es ist, in Österreich zwei slowakische Literaten zu präsentieren, obwohl es sich vielleicht nicht gerade um die bedeutendsten Beispiele handelt. Das Erzählen des Redakteurs schafft Raum für zahlreiche Mikroerzählungen, tragikomische Situationen, brüske Assoziationen und treffende Kommentare zum Thema des reinen Slowakisch-Seins, des nationalen Charakters sowie der Kleinlichkeit. Der Redakteur begibt sich zugleich ein wenig auf die Spuren des österreichischen Autors Thomas Bernhard. Plötzlich stehen sich die Erfahrungen und historische Peripetien zweier kleiner Nachbarvölker gegenüber oder eher stehen sie nebeneinander. Auf seinem Streifzug durch österreichisches ländliches Gebiet begegnet er, wie durch ein Wunder, Margarethe, damit eine weitere Schicht der Geschichte enthüllt werden kann. Diejenige, die von den unterschiedlichen Facetten der Liebe spricht, über der Reife und Notwendigkeit das Leben zu leben solange man die Möglichkeit dazu hat.
Der Hund auf der Straße ist bravouröse Literatur über Literatur, Kultur, verflochten durch Ironie, Abstand aber auch Feinfühligkeit und Verständnis. Vilikovský definiert uns, Slowaken, wohl am besten: „Meine Lieben Slowaken! Wann werdet ihr endlich verstehen, dass wenn jemand einen Slowaken genau nach seinen Vorstellungen haben will, er sich die Mühe machen und ihn selbst erschaffen muss?“