Es gibt nur wenige so intensiv vorkommende Zitate, die so viele Haltungen von Menschen nach allen Apokalypsen des 20. Jahrhunderts bestimmten wie die Paraphrase von Wittgensteins: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Der Satz wurde missbraucht, ausgenutzt, verdreht, verwendet, missverstanden und häufig sinnlos aus dem Kontext gerissen, denn Wittgenstein fordert nicht zum Nicht-Sprechen auf, sondern formuliert nur den Zustand einer spezifischen Erfahrung, die eine Kommunizierbarkeit ausschließt. Die Aktion B ist die Bezeichnung eines konkreten geschichtlichen Ereignisses (1952 – 1953), als sich eine politische Partei (die kommunistische) selbst privilegierte und, stark davon inspiriert, wie man in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Sowjetunion mit dem Klassenfeind abgerechnet hatte, und aktiv von diesem Vorbild unter Druck gesetzt, beschloss mit unseren, slowakischen „Klassenfeinden“ abzurechnen. Ob wir es uns eingestehen oder nicht, wurde dies zu einer von zahlreichen historischen Verletzungen und Wunden, die im vergangenen Jahrhundert die Seele der Slowakei mit Narben gezeichnet hatten. Hunderte Familien (in mehreren Generationen) wurden ungerecht und gewaltsam um ihren Wohnraum, ihre Arbeit und schließlich auch um ihre persönliche Vergangenheit gebracht, also um ihre wesenhafte Identität; eine weitere große Gruppe von unschuldigen Menschen wurde um die Fähigkeit gebracht über diese fürchterliche Erfahrung zu sprechen, sie mitzuteilen und sie zu kommunizieren.
Slowakische Schauspielstück inspiriert von der Publikation Marianna Oravcovás - Aktion B, erschienen im Verlag des Instituts für das Gedächtnis der Nation (Ústav pamäti národa).
Vorstellungsdauer: 1 Stunde 30 Minuten ohne Pause