Ján Chalupka veröffentlichte 1830 seine erste Fassung von Kocúrkovo anonym. Vorausschauend vermutete er, dass das aufklärerische Modell der satirischen Kritik der Schwächen der damaligen Gesellschaft ein Tornado an Reaktionen von „Betroffenen“ hervorrufen würde. Bestimmt wurde gerade deshalb die Uraufführung des Stücks durch die Laienschauspielgruppe Gašpar Fejérpataky-Belopotockýs in Liptovský Mikuláš wörtlich zum Umbruchsmoment in der slowakischen Theatergeschichte. Für unsere Gegenwart ist jedoch auch ein anderer Aspekt wichtig. Bei Chalupkas Stück (sowie im gesamten Universum von Kocúrkovo) handelt es sich nämlich um eine Serie von Archetypen, die die Geschichte unseres Landes reflektieren; seine dringliche Bemühung eine eigene Identität herauszubilden und zugleich den Schatten zu definieren, den es sich innig und aufrichtig zu überspringen bemüht. Womöglich deshalb erscheint auch Chalupka selbst auf der Bühne, und zwar nicht nur Einer, und er tritt aus der Anonymität des Beobachters heraus. Er wird zum Kommentator, zum Schauspieler, der sein Kucúrkovo spielt und zugleich seine weiteren Beobachtungen und satirische Gags formuliert, die er humorvoll aus der Perspektive eines extrem gebildeten multilingualen Intelektuellen definiert, der unausweichlich an die Grenzen seiner Gegenwart stoßen musste.
Vorstellungsdauer: 2 Std. ohne Pausen
Premiere am 4. Februar, 2023