Tajovskýs Einakter Sünde ist vielleicht nicht so bekannt wie sein Werk Güter – Verwirrung (Statky-zmätky) oder Das Frauengesetz, es handelt sich jedoch um eine dramatisch ausgezeichnet aufgebaute Komödie. Komödie in beiden Sinnen des Wortes – Komödie als Schauspiel mit nicht banalen Situationen mit schwarzem Humor sowie ein Schauspiel, das gut endet. Die Stärke dieser Komödie basiert auf ihrer starken Rahmensituation. Diese ist dramatisch – Evas Ehemann kehrt nach Jahren aus Amerika zurück. Er weiß nicht, dass Eva zwischendurch eine Beziehung mit dem kindischen und unverantwortlichen Diener Jan begonnen hatte und dass sie ein gemeinsames Kind haben. Eva ist verzweifelt, sie weiß nicht, wie ihr Mann auf diese Situation reagieren wird.
Der Weg zu einem unsentimentalen Happy End führt durch nicht gerade einfache Gespräche und Hinterfragen des Gewissens. Die grundlegende dramatische Situation von Jenufa ist sehr ähnlich. Die junge Jenufa erwartet ein Kind mit dem unverantwortlichen Steva, der sie jedoch nicht heiraten will. Laca würde sie heiraten, aber für ihn ist die Vorstellung ein Kind des Mannes zu erziehen, den er nicht ausstehen kann, unakzeptabel. Das ungewollte Kind wird wieder zum Problem. Bei Preissová, im Gegenteil zu Tajovský, endet die Geschichte tragisch. Die gemeinsame Aufführung dieser klassischen Werke ermöglicht mehrere interessante Konfrontationen. Die Konfrontation zweier Variationen einer Grundgeschichte – einer komischen und einer tragischen, die Konfrontation von zwei nationalen dramatischen Auffassungen von zwei Brüdervölkern, von zwei Lebensauffassungen, zwei Nationalcharakteren… Sünde und Jenufa waren unter den ersten Premieren in der Geschichte des Slowakischen Nationaltheaters und ihre Verbindung ist ein weiterer Beitrag zur Feier seines hundertjährigen Jubiläums.
Diese Vorstellung ist für Zuschauer unter 15 Jahren nicht geeignet.
Vorstellungsdauer: 2 Std. 15 minuten ohne Pausen
Premiere am 12. September, 2020
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