Das Autoren-Projekt Mein geliebter Feind in der Regie der in Europa etablierten Künstlerin Gianina Cărbunariu beschäftigt sich mit der Polarisierung der Gesellschaft, dem Verlangen nach Verständnis und den schwindenden Dialog innerhalb der Gesellschaft. Wie wird die slowakische Realität von den Rumänen wahrgenommen, deren Geschichte ihre eigenen Traumata und Stereotypen in sich trägt?
Das Weihnachtsessen soll die Feier der nahenden Kindstaufe sein. Ein junges Paar organisiert zum ersten Mal ein Treffen seiner Eltern und stellt die zukünftigen Paten vor. Der Mann, der Pate werden soll, ist sogar noch für den Vater des Kindes unbekannt. Am Tisch erschein in einem Moment auch sein Bruder mit einem Geheimnis. Die Regel, dass man nicht über Politik spricht, schwindet schneller als das Weihnachtsgebäck gegessen wird. Die rumänische Revolution, Emigration, Arbeit, Moral – jedes Thema wird zum Kampffeld. Die Worte schneiden tief ein, alte Ängste und neue Vorurteile gelangen an die Oberfläche. Die Vergangenheit schleicht sich in die Gegenwart ein: im Dunkeln erscheinen Geister von Elena Ceaușesco oder Anna Báthory als Symbole von Macht, Schuld und historischen Ängsten. Wer ist heutzutage der Feind? Cărbunariu bietet eine humorvolle und scharfe, jedoch empathische Betrachtung der gesellschaftlichen Konflikte und stellt die Frage auf, ob wir noch einen echten Dialog führen können.